Lydia Jakobi und Sokrates
MDR AKTUELL

Das Krisenjahr 1923 und wie es bis heute nachwirkt

Das große Ganze - der gesellschaftskritische Podcast · 18.01.2023 · 36 Min.
Lydia Jakobi und Sokrates

1923 war ein Schicksalsjahr der Weimarer Republik. Mehrere Krisen überlagerten sich. Es gab den Hitler-Putsch. Das Ruhrgebiet wurde besetzt. Eine Hyperinflation fegte das karge Vermögen vieler hinweg, bald ging es nur noch um das tägliche Überleben. Auf dem Höhepunkt konnte man sich für den Lohn des einen Tages am nächsten Tag nicht mal mehr ein Brot kaufen. Dieser Erfahrung trug zur Radikalisierung der deutschen Gesellschaft bei, die schließlich in den Nationalsozialismus mündete.2023 hat Deutschland auch mit einer Inflation zu kämpfen, außerdem mit Energiekrise, Klimakrise und einem Krieg in Europa. Was lässt sich da aus dem Krisenjahr von 1923 lernen beziehungsweise wo liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Darüber spricht Lydia Jakobi mit Jutta Hoffritz, Wirtschaftswissenschaftlerin und Autorin aus Hamburg, die jüngst ein Buch über das Krisenjahr 1923 veröffentlicht hat. Sie hat in ihrer eigenen Familie erfahren, wie die Inflation von damals bis heute nachwirkt.Hoffritz erklärt, wie es zur Hyperinflation kam. Wie es begann mit Anleihen bei den Bürgern während des Krieges, mit Schulden und Reparationen nach dem Krieg. Dann begann Deutschland, die Notenpressen anzuschmeißen und Geld zu drucken. Was folgte, war Elend bei den Menschen, das bis heute nachwirkt. Es hat Urängste erzeugt. Damals wirkten die Umstände laut Hoffritz wie „Radikalisierungdünger“. Im Jahr 2023 erinnern sich die Deutschen daran, denn auch jetzt stapeln sich die Krisen. Hoffritz erklärt, was die Parallelen sind – und wo sie enden.