Transparent: Keine Ruhe den NS-Tätern © Oliver Berg/dpa
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Die "Wannsee-Konferenz" - 80 Jahre später (3/3): Die letzten NS-Prozesse

Der zweite Gedanke · 27.01.2022 · 72 Min.
Transparent: Keine Ruhe den NS-Tätern © Oliver Berg/dpa
Erscheinungsdatum
27.01.2022
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Die Debatte mit Natascha Freundel, Ronen Steinke und Thomas Walther -- "Die Mühlen der Justiz mahlten Jahrzehnte in die verkehrte Richtung oder unter Umständen gar nicht." Thomas Walther -- Noch können sie juristisch befragt und mit den Erinnerungen der Überlebenden und Opferfamilien konfrontiert werden: etwa die 96-jährige Irmgard F., die Sekretärin des Kommandanten im KZ Stutthof war und nun in Itzehoe vor Gericht steht, oder der 101-jährige Josef S., der Wachmann im KZ Sachsenhausen war und sich derzeit vor dem Landgericht Neuruppin verantworten muss. Wofür stehen diese absehbar letzten Verfahren gegen NS-Täter? Versucht die deutsche Justiz, jahrzehntelange Versäumnisse wettzumachen? Welche neuen Erkenntnisse gewinnen wir aus diesen Gerichtsprozessen, und müssen die ganz Alten nachsichtiger behandelt werden? -- Im zweiten Teil unserer Reihe sprechen die Juristen Thomas Walther und Ronen Steinke über die aktuellen Prozesse und die jahrelange, auch juristische Vertuschung und Verdrängung der nationalsozialistischen Massenmorde. Die wichtigsten Etappen der juristischen Aufarbeitung sind ebenso Thema wie das "Feigenblatt" (Thomas Walther) der "Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen" in Ludwigsburg. -- Ronen Steinke, 1983 in Bayern geboren, ist promovierter Jurist, Autor und Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung". Von ihm stammt die Biografie "Fritz Bauer, oder: Auschwitz vor Gericht" (Piper, 2013) über die Geschichte des jüdischen Generalstaatsanwalts, der in den 1960er-Jahren den großen Frankfurter Auschwitz-Prozess initiierte. 2020 erschien seine Streitschrift "Terror gegen Juden: Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt", in der Ronen Steinke auch sein eigenes Aufwachsen in der jüdischen Gemeinde hinter hohen Zäunen und Wachleuten thematisiert. -- Thomas Walther, Jahrgang1943, ist Rechtsanwalt. Er war Richter und Staatsanwalt in Bayern. 2006 wechselte er zur "Zentralen Stelle" in Ludwigsburg, wo er maßgeblich am Erfolg des Strafverfahrens gegen John Demjanjuk von 2009 bis 2011 in München beigetragen hat. Auch nach seiner Pensionierung setzt Walther seinen Einsatz auf der Suche nach später Gerechtigkeit für die Opfer und für die Bestrafung noch lebender NS-Täter fort: als Anwalt von Opferfamilien sowie mit Recherchen zu möglichen Zeugen der Mordaktionen in den Konzentrationslagern. In den Prozessen gegen die früheren SS-Männer Oskar Gröning am Landgericht Lüneburg 2015 und Reinhold Hanning 2016 in Detmold vertrat er jeweils mehr als 30 Nebenkläger. Derzeit vertritt er zahlreiche Nebenkläger in einem Verfahren gegen Imgard F., die Chefsekretärin des Lagerkommandanten des KZ Stutthof, und in einem weiteren Prozess gegen Josef S., einen Wachmann der SS im KZ Sachsenhausen bei Berlin. -- Schreiben Sie uns Ihre Gedanken, Anregungen, Kritik direkt an: derzweitegedanke@rbbkultur.de