COSMO Polenversteher ARD
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Über Demokratie, Solidarność und Recht auf Abtreibung: Wofür steht Polens Protestkultur?

Die COSMO Polenversteher - Pop, Protest und Populismus · 11.10.2023 · 72 Min.
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In dieser Folge der COSMO-Polenversteher sind Łukasz und Adam in Warschau auf dem Marsch der Millionen Herzen. Am 01.10. versammelte die Oppositionskoalition von Herausforderer Donald Tusk knapp eine Million Menschen auf einem Protestmarsch gegen die amtierende nationalkonservative PiS-Regierung. Nach Medienangaben war es die größte Demo der Warschauer Geschichte. Die Message der Veranstalter war einfach: Die jetzige Regierung sei gegen den Rechtsstaat, gegen die EU, gegen Frauenrechte und sexuelle Minderheiten. "Wir stehen für das Gegenteil", betonte Spitzenkandidat Donald Tusk bei seiner Eröffnungsrede. Die wohl wichtigste Wählergruppe für die Opposition sind Frauen. Aus zwei Gründen: Erstens sind bei der letzten Wahl nur 30 Prozent der Frauen wählen gegangen. Hier schlummert also ein großes Potential. Zweitens: Die PiS hat in ihrer Amtszeit die Abtreibung verboten. Dagegen haben Hunderttausende Frauen bisher vergeblich protestiert. Darum sind viele wütend und wollen der PiS einen Denkzettel verpassen. Aber werden die Frauen auch alle die Tusk-Partei wählen? Da hat Alexandra Magryta von der Stiftung FEDERA so ihre Bedenken. FEDERA setzt sich für das Recht auf Abtreibung ein, macht Schwangerschafts- und Familienberatung. Alexandra Magryta erzählt von ihrer Arbeit. Aber Polens Kultur für Massenproteste hat eine lange Historie. Weltbekannt wurde sie in den Achtzigerjahren zu Zeiten der Solidarność. Mit über 10 Millionen registrierten Mitgliedern war es die einzige unabhängige Gewerkschaft des Ostblocks und eine richtige soziale Bewegung, erzählt Basil Kierski. Er ist Leiter des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig. Heute nicht nur ein modernes Museum, sondern auch ein Begegnungs- und Bildungszentrum auf dem Gelände der alten "Lenin-Werft". Hier wurde Weltgeschichte geschrieben. Zu Gast ist die Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger. Die polnisch stämmige Verteidigungspolitikerin erzählt von Solidarität mit polnischen Frauen und von feministischer Außenpolitik in Kriegszeiten. Außerdem geht es um Sensibilisierung deutscher Politiker für polnische Empfindlichkeiten. Agnieszka Brugger war es super wichtig beim Podcast dabei sein. Einen Termin konnte sie aber nur in ihrem Bundestagsbüro anbieten. Eine Premiere für Łukasz und Adam. Für Rückfragen und Kritik erreicht ihr die Polenversteher per Mail an Polenversteher@wdr.de oder über die Telefonnummer: 0172 5678566. Die COSMO Polenversteher ist eine Koproduktion von WDR und RBB.