Holocaust-Mahnmal in Berlin (Foto vom 08.04.2025).
SWR Kultur

20 Jahre Holocaust-Mahnmal – Ein Ort, der bewegt und mahnt

Kultur aktuell · 09.05.2025 · 7 Min.
Holocaust-Mahnmal in Berlin (Foto vom 08.04.2025).
Erscheinungsdatum
09.05.2025
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Am Samstag jährt sich zum 20. Mal die Eröffnung des Holocaust-Mahnmals in Berlin, das mit seinen 2.711 Betonstelen und dem „Ort der Information“ ein zentraler Erinnerungsort an die Verbrechen der NS-Zeit ist. Von Beginn an war das Denkmal umstritten. „Es gab hitzige Diskussionen über jede Kleinigkeit – vom Standort bis zur Gestaltung“, erinnert sich Frank Hertweck, Literaturchef bei SWR Kultur und Macher der neuen Doku. Ein Filmteam ganz nah dran Hertweck und sein Team durften als einzige Journalisten an den Kuratoriumssitzungen teilnehmen. Wie haben die Debatanten auf der Kamera als Fremdkörper reagiert? „Sie fanden es nicht sehr angenehm, muss man ganz klar sagen. Es ist dann aber so, es gibt eine gewisse Dynamik dann, wenn dann mal das Reden losgeht“, so Hertweck. „Dann denkt dann niemand mehr an die Kamera. Im konkreten Fall war es so, wir hatten eine klare Absprache, wir geben das Material nicht raus vor der Eröffnung. Wir haben wirklich brisante Dinge gehabt, haben die aber nie rausgegeben.“ Die Wende von Martin Walser Ein besonderer Moment war für Hertweck ein Gespräch zwischen dem Architekten Peter Eisenman und Martin Walser: „Er hat danach seine Haltung komplett geändert – das war stark.“ Graffiti-Schutz und Degussa-Skandal Ein weiteres Streitthema war der Graffiti-Schutz durch die Firma Degussa, deren Vorgängerfirma Zyklon B produzierte. „Und dann tauchte dieses Thema auf in einer Kuratoriumssitzung. Wir waren da dabei, und plötzlich war eine Bedrückung im Raum. Und jeder wusste, wir können jetzt einfach nicht so weitermachen.“, berichtet Hertweck. Der lange Weg zum Ort der Information Ursprünglich war gar keine Informationseinheit geplant. Doch schließlich wurde der unterirdische Teil mit vier Themenräumen realisiert – darunter der Raum der Namen. Ein Denkmal mit Wirkung Schon ein Jahr nach der Eröffnung drehte Hertweck einen Film über die Wirkung. „Internationale Besucher waren beeindruckt – nur in Deutschland gab es noch kleinliches Genörgel.“ Peter Eisenman wollte, dass sich die Gegenwart im Denkmal spiegelt. „Das tut sie bis heute – und das finde ich sehr gelungen“, sagt Hertweck. Zeitzeugen verschwinden, das Denkmal bleibt Mit dem Verschwinden der Zeitzeugen wächst die Bedeutung des Mahnmals. „Ich war kürzlich dort – die Stille und Bedrücktheit ist unverändert spürbar“, so Hertweck.

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