Ein Kind liegt im Bett und liest unter der Decke ein Buch bei Nacht
SWR Kultur

Sensitivity Reading: Sollen wir verletzende Literatur umschreiben?

Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. · 10.03.2023 · 30 Min.
Ein Kind liegt im Bett und liest unter der Decke ein Buch bei Nacht

In einem der Kinderbücher des britischen Autors Roald Dahl statt fett heißt es nun kräftig, James Bond soll in der Neuauflage der Romane nicht mehr so sexistisch sein: Ist das Zensur oder zeitgemäß? Und was macht diese Debatte mit unserem Verständnis von Literatur und Autorschaft? "Es gibt Editionswissenschaften, wenn ich die Texte wirklich so lesen will, wie sie ursprünglich erschienen sind, kann ich das machen”, sagt Aşkın-Hayat Doğan. Er ist professioneller Sensitivity Reader, jemand der Bücher mit Blick auf Stereotype und realistische Darstellungen lektoriert - immer nur als Vorschlag, nie als Vorschrift. "Literatur darf immer noch alles.” Aber er betont auch: "Literarische Originalität ist nicht wichtiger als die Verletzung, die der Text bei anderen anrichtet.” Wenn es um Änderungen an bereits publizierten Texten geht, ist Jens Jessen, ehemaliger Literaturchef der ZEIT, kritischer: "Natürlich dürfen scheußliche Gestalten in Romanen oder Theaterstücken auftauchen. Auf die Spitze getrieben hieße das sonst, wir landen wieder bei einer strengen Zensur wie im 17. Jahrhundert.” Die Autor*innen hätten vor 100 oder 200 Jahren eben nicht so geklungen wie wir heute. Also alles eine aufgeblasene Debatte oder doch ein Problem für die Kunstfreiheit? Hört rein und bildet euch selbst eine Meinung! Habt ihr weitere Themen oder Feedback? Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de Hosts: Christian Batzlen und Pia Masurczak Showrunner: Giordana Marsilio