Jens Sparschuh: Der Zimmerspringbrunnen

Als Vertreter verkauft Hinrich Lobek Zimmerspringbrunnen. Ein Modell läuft besonders gut bei denen, die der DDR hinterhertrauern. Eine gekonnte Satire über die Zeit in den neuen Bundesländern nach der Deutschen Einheit.

Hinrich Lobek, abgewickelter Mitarbeiter der Kommunalen Wohnungsverwaltung in Ostberlin, ist nach der Wiedervereinigung seit drei Jahren arbeitslos und bewirbt sich auf eine Annonce als Vertreter für Zimmerspringbrunnen.

Auf der Jahreskonferenz der "Panta Rhein" in Bad Sülz im Schwarzwald begrüßt Firmenchef Boldinger Lobek höchstpersönlich und schickt den Neuling erst einmal zu Strüver ins Verkaufsseminar.

Lobek hat den Job. Er kehrt mit einem Stapel Studienmaterial nach Hause zurück, das er nun akribisch durcharbeitet. Für den Haushalt bleibt ihm keine Zeit und auch Hund Freitag hat es schwer, vor die Tür zu kommen.

Lobek ist bei seinem ersten Einsatz als Vertreter für Zimmerspringbrunnen unterwegs, zusammen mit dem erfahrenen Kollegen Strüver. Trotz Lobeks vielversprechendem Mieterverzeichnis verläuft der Nachmittag erfolglos.

Lobek verkauft seinen ersten Zimmerspringbrunnen mit Walfisch, Modell "Jona". Vorerst muss die Wohnung der Lobeks als provisorisches Zwischenlager für die Ware dienen. Lobeks Frau Julia dreht fast durch und zieht aus.

Der Verkauf läuft schlecht. Um ein defektes "Jona"-Modell zu retten, bastelt Lobek es um. Statt des Walfisches platziert er den Berliner Fernsehturm in die Mitte auf eine Platte, aus der er die Umrisse der DDR aussägt.

Heimlich geht Lobek mit seinem Modell "Atlantis" in Serie. Die Verkaufszahlen steigen. Strüver ist begeistert. Firmenchef Boldinger ist zufrieden und stellt Lobek den Posten als Vertriebsleiter Ost in Aussicht.

Lobek lädt seine Frau Julia für den 24. Dezember zum Mittagessen in ihr einst gemeines Zuhause ein. Obwohl sich Julia daraufhin nicht meldet, bringt Lobek die Wohnung auf Vordermann und bereitet alles vor.

Lobek hat Julia verpasst. In der Wohnung fehlen eine Reisetasche und Julias Bahncard. Lobek packt seinen Rucksack und geht mit Spürhund Freitag zum Bahnhof, wo sich die beiden postieren.