Zuerst bekommt die Seele ihren Balsam - und dann kann der Sonntag beginnen! Die Geistliche Musik auf WDR 3 lässt die Widrigkeiten des Lebens vergessen und lenkt den Blick auf Höheres und Überzeitliches.
Am Sonntag Kantate stehen Musik und Gesang im Mittelpunkt: Mit Psalm 98 "Singet dem Herrn ein neues Lied", vertont von Vytautas Miskinis und Johann Gottlieb Naumann. Dazu kommen Antonín Dvoraks "Biblische Lieder".
Norwegens Nationalkomponist Edvard Grieg taucht mit seinem Chorwerk Opus 74 traditionelle Melodien in ein romantisches Licht. Als Textgrundlage dienen ihm alte Kirchenlieddichtungen über die Liebe zu Jesus, die Auferstehung und die himmlische Ewigkeit.
Der Sonntag Misericordias Domini betrachtet Gottes Gnade. Nicolò Corrandini, Johann Rosenmüller und Wolfgang Amadeus Mozart beleuchten sie musikalisch. Bei Johann Sebastian Bach, Charles Villiers Stanford und Henry Purcell geht es um den guten Hirten.
Über die Jahrhunderte haben zahllose Komponisten gregorianische Gesänge für ihre Werke verwendet. Der Osterhymnus ''O filii et filia'' ist besonders eingängig und weder in Gervais‘ gleichnamigem Grand motet zu überhören, noch im Offertoire von Boëly.
In seinem ''Jahrgang ohne Rezitativ'' entwirft Telemann die fantasievolle Kantate ''Brannte nicht unser Herz'', die die Begegnung Jesu mit den Emmausjüngern reflektiert. Italienisches wie Monteverdis ''Pascha concelebranda'' feiert den österlichen Triumph
Eine strahlende Messe schmückte 1788 das Osterfest im böhmischen Rozmitál, komponiert vom frisch ernannten Kantor Jakub Jan Ryba. Seine Missa solemnis pro Festo Resurrectionis ist Herzstück des Programms mit mal klangvollen mal innigen Ostermusiken.
Giovanni Battista Ferrandinis "Pianto di Maria" ist ein hoch expressiver, dramatischer Klagegesang der Gottesmutter Maria. Ganz anders die "Sieben Worte Jesu Christi am Kreuz" vertont von Heinrich Schütz, der ganz schlichte Töne anschlägt.
Der Palmsonntag als Auftakt zur Karwoche steht im Spannungsfeld zwischen der Freude über den Einzug Jesu nach Jerusalem und dem Blick auf seinen Leidensweg. Dafür stehen Bachs Kantate "Himmelskönig, sei willkommen" und Boëssets "Popule meus".
Der jüngste Bach-Sohn, Johann Christian, macht fernab seiner Leipziger Heimat in Mailand und London Karriere. Dass er ein Wegbereiter der Klassik ist, beweist das opulente "Miserere B-Dur", das er 1755 kurz nach seiner Ankunft in Italien komponiert.
Mit besonderen Klangfarben verleiht der Böhme Jan Dismas Zelenka seiner Vertonung einer der alttestamentlichen Jeremia-Lamentation einen intensiven Ausdruck. Der Mähre Leos Janácek schlägt in seinem "Vater unser" einen fast volkstümlichen Ton an.
Am Kreuz richtet Jesus eines von Sieben Worten an Johannes und an seine Mutter Maria. Die anrührende Vertonung vom Neapolitaner Giuseppe Giordani betten wir ein in einen katalonischen Klagesang aus der Perspektive Marias und ein 'Stabat mater' von Miguel
Um 1911 schreibt der junge Ives innovative Psalm-Vertonungen, während Elgar zeitgleich die spätromantische Klangfarbe bevorzugt. Tief berührend vertont Barber 1968 das Agnus Dei. Und schon Barockmeister Purcell war berühmt für seinen expressiven Stil.